Wednesday, March 21, 2007
Arbeitsalltag an der Faculdade de Direito der UCM
Lang lang ist’s her seit ich das letzte Mal meinen Beitrag geleistet habe auf unserem weblog! Superschade wie ich finde, aber leider habe ich immer so viel zu tun, dass ich oftmals abends keine Lust mehr habe, am Computer zu sitzen. Dass Ihr nichts von mir hört, heisst aber nicht, dass hier nichts passiert! Eigentlich passiert viel zu viel als das ich das alles aufschreiben könnte! Nun gut, hiermit werde ich mal wieder einen Versuch starten, Euch das ein oder andere näher zu bringen…und zwar geht es diesmal nicht um Ferien oder Sonstiges, sondern um meine Arbeit an der Rechtsfakultät.
Manchmal muss ich aufpassen, dass ich mir hier nicht zu viel Stress mache…. 4 Studienjahre mit einem kleinen Team bestehend aus 9 Leuten am Laufenden zu halten ist nicht einfach! Manchmal ist es hier so gar nicht the African way wie wir Europäer immer denken, sondern estamos todo dia a correr (sind wir den ganzen Tag am Rennen)… Die meisten Mosambikaner die ich hier kenne haben viele verschiedene Jobs: tagsüber, am Wochenende und manchmal auch abends. Freizeit kennen sie kaum, denn man muss sich ja schliesslich auch noch um die Familie kümmern. Das Ergebnis ist, dass man in keinem der verschiedenen Jobs 100%igen Einsatz bringen kann, aber so läuft das hier eben. Vielleicht also doch the African way?
Durch den Personalmangel an unserer Fakultät und der starken Zunahme der Aktivitäten unterrichte ich seit Januar und bin Tutor in einigen tutoriais. EineTutor-Gruppe ist eine Art Seminar bestehend aus 11-14 Studenten, welches von jeweils einem Studenten, dem Vorsitzenden, geleitet wird. In jeder Tutor-Gruppe hat ein anderer Student den Vorsitz. Die Aufgabe des Tutors ist dabei, den Prozess zu begleiten und dabei sicherzustellen, dass die Fälle richtig gelöst werden und dass die Sitzung genug Tiefgang hat.
Ich habe angefangen, mit den Studenten aus dem 4. und zugleich letzten Studienjahr zu arbeiten, die in diesem Semester in Zeiträumen von 6 Wochen jeweils 2 Blöcke (Fächer) zu absolvieren haben. Bis Semesterende sind das dann 6 Fächer. Zwischen den einzelnen Blöcken planen wir jeweils eine Woche für Klausuren. Die Zunahme dieser inhaltlichen Aktivitäten bedeutet für mich mehr Arbeit, denn gleichzeitig hören meine Hauptaufgaben hier natürlich nicht auf (u. A. organisatorische & Managament-Aufgaben in Bezug auf problem based learning Aktivitäten; Organisation des Bachelor und Licenciatura Programms; Koordination der Entwicklung der Licenciatura Blöcke des letzten Semesters durch die verschiedenen Tutoren; Coaching der Dozenten in ihrer Rolle als Tutor und im Hinblick auf die Verbesserung der Qualität im Allgemeinen etc.).
In den letzten Monaten habe ich den Block (also das Fach) Internationales Privatrecht entwickelt – den 1. Block des 4. Jahres, welches im Januar angefangen. Anfang März haben die Studenten die erste Klausur geschrieben. Ein Fach auf Portugiesisch und nach mosambikanischen Recht zu entwickeln ist nicht ohne und, wie ich finde, darf ich schon ein bisschen Stolz auf mich sein. Mein portugiesischer Kollege João war sogar überrascht wie gut ich portugiesisch schreibe – ich selbst glaube, dass es im Vergleich zu manchen mosambikanischen Kollegen bzw. Studenten sicherlich nicht schlecht ist aber von perfekt natürlich weit entfernt! Jedenfalls war die Klausur, die wir zusammengestellt hatten, nicht einfach und von 53 Studenten haben 12 sie nicht bestanden. Es tut aber gut, zu sehen, dass die meisten sich unheimlich viel Mühe gegeben haben und kräftig am Lernen waren. Man merkt also, dass unser problem-orientiertes Unterrichtssystem in Kleingruppen, welches sich mehr auf die Initiative der Studenten ausrichtet (sie haben dadurch mehr Verantwortung, dass sie die Tutor-Gruppe gut vorbereiten und auch leiten müssen), von den Studenten außerordentlich positiv aufgenommen wird. Sie sind äußerst motiviert und arbeiten sehr gut mit, sodass sich eine schöne Gruppendynamik entwickelt. Wenn ich in die Bibliothek gehe, sitzen die Studenten mit ihren Nasen in den Büchern und versuchen, zum Teil auch in Kleingruppen, die verschiedenen Fälle zusammen zu lösen und sich auf das nächste Meeting vor zu bereiten. Dieses System fördert dadurch auch die Eigeninitiative jedes einzelnen und das ist gerade in Ländern wie Mosambik außerordentlich wichtig. Dazu kommt, dass es hier noch ein Privileg ist, wenn man studieren darf.
Diesen Monat hat der nächste Unterrichtsblock angefangen, in dem ich Internationales Recht im 3. Jahr unterrichte. Bis jetzt sind die Studenten aus meiner Gruppe wiederum sehr motiviert und bereiten sich gut vor. Außerdem versuche ich, mir genug Zeit zu nehmen um die Dozenten zu coachen (was eigentlich eine meiner Hauptaufgaben sein sollte im Rahmen meiner Mission hier). Das heißt konkret, dass ich die verschiedenen Tutor-Gruppen meiner Kollegen besuche und ihnen danach Feedback über ihre Arbeit geben werde. Mein Kollege Félix und ich planen außerdem ein Training bestehend aus ca. 7 Workshops für unsere Kollegen in Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Fakultät. Hoffentlich klappt das, und können wir dadurch einen Beitrag leisten zur Verbesserung der Qualität hier und zum Teambuilding. Des Weiteren bin ich dabei, mit einigen Kollegen einen Block zu entwickeln mit dem Thema Menschenrechte & Regionale Entwicklung, welches ab Mai starten soll. Langweilig wird es mir also nicht!
Außerdem planen wir, unseren Dekan zu den eben erwähnten Workshops einladen, sodass er mehr über problem based learning erfährt. Leider hat er wenig Erfahrung in diesem Bereich, da er in Rom eine eher klassisch ausgerichtete Ausbildung erhalten hat. Bis jetzt scheint er sich kaum für unsere Unterrichts-Aktivitäten zu interessieren. Wir haben ihn schon mehrmals eingeladen, an den Tutor-Gruppen teil zu nehmen, um zu sehen wie dynamisch das vonstatten geht, jedoch hat er immer wieder eine andere Ausrede parat und zur Teilnahme zwingen können wir ihn natürlich nicht. Er beschäftigt sich momentan eher mit den Aufgaben, die er meiner Meinung nach auch unserem Administrador (derjenige, der für die Finanzen etc. verantwortlich ist) überlassen könnte. Des Weiteren fällt auf, dass unser neuer Dekan nicht immer an der Fakultät anwesend ist. Oft geht er anderen Dingen nach, als Pater hat er viele Aufgaben innerhalb der katholischen Kirche und ist auch dort sehr beschäftigt. Tja, auf diese Weise kann man leider den Dozenten kein gutes Beispiel abgeben.
Er ist ein freundlicher und vor allem sympathischer Mann, ca. 35, hat aber kaum Arbeitserfahrung. Zu seiner Entschuldigung muss ich sagen, dass es für ihn wahrscheinlich auch nicht einfach ist nach 7 Jahren Studium in Rom und mit wenig Management-Erfahrung plötzlich als Direktor einer Fakultät ins kalte Wasser zu springen. Um unsere Fakultät kennen zu lernen, habe ich daher indirekt versucht, ihm klar zu machen, dass es ihm sicherlich helfen würde, wenn er so schnell wie möglich das Produkt unserer Organisation, nämlich das was wir den ganzen Tag über machen, kennen lernt. Dazu müsste er sich die verschiedenen Unterrichts-Aktivitäten ansehen und mehr mit den Kollegen in Kontakt treten… Meine mosambikanischen Kollegen Félix, Abílio und ich haben ihm außerdem vorgeschlagen ein kurzes, wöchentliches Treffen einzuplanen, um regelmäßig die laufenden Angelegenheiten zu besprechen (und um die Kommunikation zu verbessern). Wir lassen daher nichts unversucht, um ihn auf den Weg zu helfen und hoffen natürlich, dass etwas dabei herauskommt.
Als ob die Tatsache, dass wir zu wenig Personal haben und zu neunt das ganze Studium am Laufenden halten, nicht genug wäre, habe ich vor Kurzem erfahren, dass einer unserer besten Dozenten uns auch bald verlassen wird. Luís hat einen Menschenrecht-Master in Südafrika gemacht und wird bald für die niederländische NGO SNV hier in Nampula arbeiten. Nicht schlecht für ihn und ich gönne es ihm auch, aber blöd für uns. Ein Problem, mit dem zahlreiche Entwicklungsländer in Afrika, jedoch vor allem in Mosambik durch den Mangel an qualifiziertem Personal mit hohem Bildungsniveau, zu kämpfen haben: im Prinzip sind die häufig ausländischen NGO’s, die eigentlich hier sind um das Land zu entwickeln, oftmals die großen Konkurrenten der lokalen sowie staatlichen Organisationen. Sobald wir z. B. an der Uni jemanden haben, der gut ist und den wir hier trainieren, wandert derjenige nach einiger Zeit wieder ab, um bei einer NGO zu arbeiten, die natürlich viel mehr zahlt. Die Folge ist, dass wir zu wenig qualifiziertes Personal haben, folglich neue Menschen einstellen müssen, diese neu ausbilden müssen…ein Teufelskreis also, der sich ständig wiederholt… und für uns ist das natürlich ziemlich ärgerlich (und meiner Meinung nach kommt es der Entwicklung nicht zugute, da auch wir gute Leute brauchen, um unsere Studenten ausbilden zu können, die wiederum Ihren Beitrag in der mosambikanischen Gesellschaft leisten können). Gleichzeitig müsste auch die Personalpolitik der Uni verbessert werden.
So langsam neigt sich mein Nampula-UCM Bericht dem Ende zu. Die Politik der Universität hier lässt momentan leider zu wünschen übrig und das hat natürlich Konsequenzen für die Qualität der Ausbildung der Studenten. Wie kann man gute Arbeit leisten, wenn einem die Arbeit strukturell über dem Kopf wächst? Andererseits muss ich zugeben, dass es hier an der Fakultät im Vergleich zu anderen Organisationen sehr gut läuft (Studenten sind aktiv, das Studium ist bis jetzt gut organisiert und die Dozenten kommen im Prinzip ihren Aufgaben nach, auch wenn der Einsatz nicht immer 100% ist). Trotz der Probleme mit denen ich hier konfrontiert bin, gefällt mir die Arbeit hier mit den Studenten und mit einigen Kollegen sehr gut. Auch bin ich davon überzeugt, dass die Arbeit hier entwicklungstechnisch Sinn macht, denn investieren in Bildung heißt investieren in eine neue Generation und könnte, wenn man Glück hat, einen multiplier effect haben. Ich hoffe, dass das geplante Training und das Coaching der Dozenten in den nächsten Wochen und Monaten Früchte abwirft und dem Team und er Qualität zugute kommen… und natürlich hoffe ich auf eine aktive Teilnahme unseres chefe, dem Dekan.
Das Leben hier kostet viel Energie – und dabei spielen die momentanen Temperaturen natürlich auch eine Rolle – gleichzeitig ist es aber ein interessantes und erfülltes Leben - eine Erfahrung, die ich niemals hätte vermissen wollen! Man hat hier die Freiheit, seiner Kreativität freien Lauf zu lassen, Initiative zu entwickeln, und viele verschiedene Dinge an zu packen. Innerhalb der Ziele, die ich mir für dieses Semester gesteckt hoffe ich, dass ich zumindest meine Hauptziele (nämlich das 4. Jahr der Licenciatura des Jura-Studienganges auf eine gute Art und Weise zu vollenden/ so gut es geht meine Kollegen zu begleiten/ und dem neuen Dekan mit Rat und Tat zur Seite zu stehen) in die Tat umsetzen kann.
In einem halben Jahr könnt Ihr mich dann fragen, ob das geklappt hat!
Manchmal muss ich aufpassen, dass ich mir hier nicht zu viel Stress mache…. 4 Studienjahre mit einem kleinen Team bestehend aus 9 Leuten am Laufenden zu halten ist nicht einfach! Manchmal ist es hier so gar nicht the African way wie wir Europäer immer denken, sondern estamos todo dia a correr (sind wir den ganzen Tag am Rennen)… Die meisten Mosambikaner die ich hier kenne haben viele verschiedene Jobs: tagsüber, am Wochenende und manchmal auch abends. Freizeit kennen sie kaum, denn man muss sich ja schliesslich auch noch um die Familie kümmern. Das Ergebnis ist, dass man in keinem der verschiedenen Jobs 100%igen Einsatz bringen kann, aber so läuft das hier eben. Vielleicht also doch the African way?
Durch den Personalmangel an unserer Fakultät und der starken Zunahme der Aktivitäten unterrichte ich seit Januar und bin Tutor in einigen tutoriais. EineTutor-Gruppe ist eine Art Seminar bestehend aus 11-14 Studenten, welches von jeweils einem Studenten, dem Vorsitzenden, geleitet wird. In jeder Tutor-Gruppe hat ein anderer Student den Vorsitz. Die Aufgabe des Tutors ist dabei, den Prozess zu begleiten und dabei sicherzustellen, dass die Fälle richtig gelöst werden und dass die Sitzung genug Tiefgang hat.
Ich habe angefangen, mit den Studenten aus dem 4. und zugleich letzten Studienjahr zu arbeiten, die in diesem Semester in Zeiträumen von 6 Wochen jeweils 2 Blöcke (Fächer) zu absolvieren haben. Bis Semesterende sind das dann 6 Fächer. Zwischen den einzelnen Blöcken planen wir jeweils eine Woche für Klausuren. Die Zunahme dieser inhaltlichen Aktivitäten bedeutet für mich mehr Arbeit, denn gleichzeitig hören meine Hauptaufgaben hier natürlich nicht auf (u. A. organisatorische & Managament-Aufgaben in Bezug auf problem based learning Aktivitäten; Organisation des Bachelor und Licenciatura Programms; Koordination der Entwicklung der Licenciatura Blöcke des letzten Semesters durch die verschiedenen Tutoren; Coaching der Dozenten in ihrer Rolle als Tutor und im Hinblick auf die Verbesserung der Qualität im Allgemeinen etc.).
In den letzten Monaten habe ich den Block (also das Fach) Internationales Privatrecht entwickelt – den 1. Block des 4. Jahres, welches im Januar angefangen. Anfang März haben die Studenten die erste Klausur geschrieben. Ein Fach auf Portugiesisch und nach mosambikanischen Recht zu entwickeln ist nicht ohne und, wie ich finde, darf ich schon ein bisschen Stolz auf mich sein. Mein portugiesischer Kollege João war sogar überrascht wie gut ich portugiesisch schreibe – ich selbst glaube, dass es im Vergleich zu manchen mosambikanischen Kollegen bzw. Studenten sicherlich nicht schlecht ist aber von perfekt natürlich weit entfernt! Jedenfalls war die Klausur, die wir zusammengestellt hatten, nicht einfach und von 53 Studenten haben 12 sie nicht bestanden. Es tut aber gut, zu sehen, dass die meisten sich unheimlich viel Mühe gegeben haben und kräftig am Lernen waren. Man merkt also, dass unser problem-orientiertes Unterrichtssystem in Kleingruppen, welches sich mehr auf die Initiative der Studenten ausrichtet (sie haben dadurch mehr Verantwortung, dass sie die Tutor-Gruppe gut vorbereiten und auch leiten müssen), von den Studenten außerordentlich positiv aufgenommen wird. Sie sind äußerst motiviert und arbeiten sehr gut mit, sodass sich eine schöne Gruppendynamik entwickelt. Wenn ich in die Bibliothek gehe, sitzen die Studenten mit ihren Nasen in den Büchern und versuchen, zum Teil auch in Kleingruppen, die verschiedenen Fälle zusammen zu lösen und sich auf das nächste Meeting vor zu bereiten. Dieses System fördert dadurch auch die Eigeninitiative jedes einzelnen und das ist gerade in Ländern wie Mosambik außerordentlich wichtig. Dazu kommt, dass es hier noch ein Privileg ist, wenn man studieren darf.
Diesen Monat hat der nächste Unterrichtsblock angefangen, in dem ich Internationales Recht im 3. Jahr unterrichte. Bis jetzt sind die Studenten aus meiner Gruppe wiederum sehr motiviert und bereiten sich gut vor. Außerdem versuche ich, mir genug Zeit zu nehmen um die Dozenten zu coachen (was eigentlich eine meiner Hauptaufgaben sein sollte im Rahmen meiner Mission hier). Das heißt konkret, dass ich die verschiedenen Tutor-Gruppen meiner Kollegen besuche und ihnen danach Feedback über ihre Arbeit geben werde. Mein Kollege Félix und ich planen außerdem ein Training bestehend aus ca. 7 Workshops für unsere Kollegen in Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Fakultät. Hoffentlich klappt das, und können wir dadurch einen Beitrag leisten zur Verbesserung der Qualität hier und zum Teambuilding. Des Weiteren bin ich dabei, mit einigen Kollegen einen Block zu entwickeln mit dem Thema Menschenrechte & Regionale Entwicklung, welches ab Mai starten soll. Langweilig wird es mir also nicht!
Außerdem planen wir, unseren Dekan zu den eben erwähnten Workshops einladen, sodass er mehr über problem based learning erfährt. Leider hat er wenig Erfahrung in diesem Bereich, da er in Rom eine eher klassisch ausgerichtete Ausbildung erhalten hat. Bis jetzt scheint er sich kaum für unsere Unterrichts-Aktivitäten zu interessieren. Wir haben ihn schon mehrmals eingeladen, an den Tutor-Gruppen teil zu nehmen, um zu sehen wie dynamisch das vonstatten geht, jedoch hat er immer wieder eine andere Ausrede parat und zur Teilnahme zwingen können wir ihn natürlich nicht. Er beschäftigt sich momentan eher mit den Aufgaben, die er meiner Meinung nach auch unserem Administrador (derjenige, der für die Finanzen etc. verantwortlich ist) überlassen könnte. Des Weiteren fällt auf, dass unser neuer Dekan nicht immer an der Fakultät anwesend ist. Oft geht er anderen Dingen nach, als Pater hat er viele Aufgaben innerhalb der katholischen Kirche und ist auch dort sehr beschäftigt. Tja, auf diese Weise kann man leider den Dozenten kein gutes Beispiel abgeben.
Er ist ein freundlicher und vor allem sympathischer Mann, ca. 35, hat aber kaum Arbeitserfahrung. Zu seiner Entschuldigung muss ich sagen, dass es für ihn wahrscheinlich auch nicht einfach ist nach 7 Jahren Studium in Rom und mit wenig Management-Erfahrung plötzlich als Direktor einer Fakultät ins kalte Wasser zu springen. Um unsere Fakultät kennen zu lernen, habe ich daher indirekt versucht, ihm klar zu machen, dass es ihm sicherlich helfen würde, wenn er so schnell wie möglich das Produkt unserer Organisation, nämlich das was wir den ganzen Tag über machen, kennen lernt. Dazu müsste er sich die verschiedenen Unterrichts-Aktivitäten ansehen und mehr mit den Kollegen in Kontakt treten… Meine mosambikanischen Kollegen Félix, Abílio und ich haben ihm außerdem vorgeschlagen ein kurzes, wöchentliches Treffen einzuplanen, um regelmäßig die laufenden Angelegenheiten zu besprechen (und um die Kommunikation zu verbessern). Wir lassen daher nichts unversucht, um ihn auf den Weg zu helfen und hoffen natürlich, dass etwas dabei herauskommt.
Als ob die Tatsache, dass wir zu wenig Personal haben und zu neunt das ganze Studium am Laufenden halten, nicht genug wäre, habe ich vor Kurzem erfahren, dass einer unserer besten Dozenten uns auch bald verlassen wird. Luís hat einen Menschenrecht-Master in Südafrika gemacht und wird bald für die niederländische NGO SNV hier in Nampula arbeiten. Nicht schlecht für ihn und ich gönne es ihm auch, aber blöd für uns. Ein Problem, mit dem zahlreiche Entwicklungsländer in Afrika, jedoch vor allem in Mosambik durch den Mangel an qualifiziertem Personal mit hohem Bildungsniveau, zu kämpfen haben: im Prinzip sind die häufig ausländischen NGO’s, die eigentlich hier sind um das Land zu entwickeln, oftmals die großen Konkurrenten der lokalen sowie staatlichen Organisationen. Sobald wir z. B. an der Uni jemanden haben, der gut ist und den wir hier trainieren, wandert derjenige nach einiger Zeit wieder ab, um bei einer NGO zu arbeiten, die natürlich viel mehr zahlt. Die Folge ist, dass wir zu wenig qualifiziertes Personal haben, folglich neue Menschen einstellen müssen, diese neu ausbilden müssen…ein Teufelskreis also, der sich ständig wiederholt… und für uns ist das natürlich ziemlich ärgerlich (und meiner Meinung nach kommt es der Entwicklung nicht zugute, da auch wir gute Leute brauchen, um unsere Studenten ausbilden zu können, die wiederum Ihren Beitrag in der mosambikanischen Gesellschaft leisten können). Gleichzeitig müsste auch die Personalpolitik der Uni verbessert werden.
So langsam neigt sich mein Nampula-UCM Bericht dem Ende zu. Die Politik der Universität hier lässt momentan leider zu wünschen übrig und das hat natürlich Konsequenzen für die Qualität der Ausbildung der Studenten. Wie kann man gute Arbeit leisten, wenn einem die Arbeit strukturell über dem Kopf wächst? Andererseits muss ich zugeben, dass es hier an der Fakultät im Vergleich zu anderen Organisationen sehr gut läuft (Studenten sind aktiv, das Studium ist bis jetzt gut organisiert und die Dozenten kommen im Prinzip ihren Aufgaben nach, auch wenn der Einsatz nicht immer 100% ist). Trotz der Probleme mit denen ich hier konfrontiert bin, gefällt mir die Arbeit hier mit den Studenten und mit einigen Kollegen sehr gut. Auch bin ich davon überzeugt, dass die Arbeit hier entwicklungstechnisch Sinn macht, denn investieren in Bildung heißt investieren in eine neue Generation und könnte, wenn man Glück hat, einen multiplier effect haben. Ich hoffe, dass das geplante Training und das Coaching der Dozenten in den nächsten Wochen und Monaten Früchte abwirft und dem Team und er Qualität zugute kommen… und natürlich hoffe ich auf eine aktive Teilnahme unseres chefe, dem Dekan.
Das Leben hier kostet viel Energie – und dabei spielen die momentanen Temperaturen natürlich auch eine Rolle – gleichzeitig ist es aber ein interessantes und erfülltes Leben - eine Erfahrung, die ich niemals hätte vermissen wollen! Man hat hier die Freiheit, seiner Kreativität freien Lauf zu lassen, Initiative zu entwickeln, und viele verschiedene Dinge an zu packen. Innerhalb der Ziele, die ich mir für dieses Semester gesteckt hoffe ich, dass ich zumindest meine Hauptziele (nämlich das 4. Jahr der Licenciatura des Jura-Studienganges auf eine gute Art und Weise zu vollenden/ so gut es geht meine Kollegen zu begleiten/ und dem neuen Dekan mit Rat und Tat zur Seite zu stehen) in die Tat umsetzen kann.
In einem halben Jahr könnt Ihr mich dann fragen, ob das geklappt hat!